Der Sommer am See

Der See lag still da, als ob er die Welt in diesem Moment zurückhalten wollte. Es war ein Sommertag, der selbst die Schatten zum Schwitzen brachte. Elena saß am Rand des Holzstegs, die Füße im Wasser, die Sonne brannte auf ihre Haut. Der Duft von Sonnencreme, warmem Holz und Schilf lag in der Luft.

Sie war allein. Dachte sie.

Bis sich Schritte auf dem Steg näherten. Langsam. Selbstbewusst. Nicht laut, aber spürbar.

Ein Mann. Etwas jünger vielleicht, mit sonnengebräunter Haut, einem offenen Leinenhemd, das vom Wind leicht bewegt wurde. Seine Blicke trafen sie, nicht fordernd, aber offen – ehrlich interessiert.

„Schöner Platz hier“, sagte er und ließ sich neben ihr nieder.

„Sehr“, antwortete sie knapp, aber nicht abweisend. Sie fühlte die Wärme, die nicht nur von der Sonne kam. Seine Nähe. Der Geruch von Salz und etwas Holzrauch, vielleicht vom Grillplatz weiter hinten.

Sie sprachen kaum. Nur kleine Bemerkungen über das Wasser, das Licht, den Sommer.

Doch dann war da dieser Moment: Ihre Knie berührten sich, als sie sich gleichzeitig zum See lehnten. Nicht geplant. Nicht schnell entfernt. Er sah sie an – fragend, aber ruhig. Kein Druck. Nur Präsenz.

Elena legte ihre Hand auf sein Bein. Kurz. Zögerlich. Dann ließ sie sie dort.

Er legte seine auf ihre. Langsam. Ihre Finger verflochten sich wie von selbst.

Was folgte, war kein schneller Rausch. Es war ein Spiel aus Blicken, aus Nähe. Der Wind bewegte ihr leichtes Kleid, seine Hand folgte der Bewegung über ihre Schulter. Ihre Haut reagierte auf jede Berührung, als würde sie jeden Fingerabdruck speichern wollen.

Sie küssten sich nicht sofort. Nur ein leises Atmen, ein Hauch, der über ihre Lippen strich. Als sie sich dann doch fanden, war es still. Kein Vogel, kein Geräusch störte diesen Moment. Nur Wasser, das sanft gegen den Steg schlug.

Sie entdeckten einander in der Hitze des Nachmittags – ohne Worte, ohne Hektik. Ihre Körper fanden einen Rhythmus, so ruhig und tief wie der See selbst. Alles war weich, warm, vertraut. Keine Vergangenheit, kein Morgen – nur dieses Jetzt.

Als die Sonne unterging, lag Elena noch immer auf dem Steg, die Haut glühend vom Tag – und von ihm. Er war fortgegangen, ohne Namen, ohne Fragen. Nur ein Blick zurück, der mehr sagte als jedes Wort.

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